THALIASTRASSE NEU

Unsere Thaliastraße feiert heuer 150 Jahre. Die 2,5km lange und bedeutende Einkaufsstraße ist eine der wichtigsten und belebtesten Straßen des Bezirks und somit ein zentraler Begegnungsraum für alle BewohnerInnen. Ein guter Anlass, sie - den Anforderungen unserer Zeit entsprechend - in zwei Abschnitten neu zu gestalten. Hier ein Überblick.

Von Stefanie Lamp /
Grätzl Ludo-Hartmann-Platz | Neulerchenfeld | Maroltingergasse | Ottakringer Straße | Panikengasse | Schuhmeierplatz , 08.08.2022

Im Frühsommer 2021 haben die Umbauarbeiten des ersten Abschnittes (vom Gürtel bis zur Feßtgasse) begonnen. Im November des gleichen Jahres wurde der Abschnitt fertig.

Durch die Umgestaltung wurden die Gehsteige bis zur Gleisanlage auf bis zu 6 Meter verbreitert und großteils gepflastert. Errichtet wurden neue Sitzmöbel, Nebelstelen, Wasserspiele und Trinkbrunnen sowie eine zusätzliche Beleuchtung. Insgesamt wurden 97 Bäume gepflanzt und 139 neue Sitzgelegenheiten geschaffen.

Highlights 

  • 139 Sitzgelegenheiten
  • 97 Baumpflanzungen
  • 21 Nebelstelen
  • 3 Wasserspiele mit Bodendüsen
  • Mehrere Trinkbrunnen
  • Begrüntes Wartehäuschen bei der Station Feßtgasse
  • Wendgasse (künftig Sackgasse): Sitzmöglichkeiten, Bäume und 1 großes Wasserspiel
  • Vorplatz Familienfreibad am Hofferplatz: 10 Bäume, 2 Wasserspiele, 11 Sessel, 3 Tische und 1 Bank
  • Radfahren gegen die Einbahn in den Quergassen 

Weiter geht es 2022 mit dem Abschnitt von Feßtgasse bis Paltaufgasse.

Warum eine Umgestaltung?

Die Thaliastraße ist die bedeutendste Einkaufsstraße im Herzen Ottakrings. Sie ist 2,5 Kilometer lang und insbesondere durch die 46er-Straßenbahn, die U3& U6, die S45, die 9er-, 10er- und 44er-Straßenbahn, sowie den 10A-Bus eine zentrale Verkehrsader des Westens.

Direkt parallel verläuft die Hasnerstraße, als eine der wichtigsten Radverbindungen Ottakrings. Als zentrale „Ader“ wohnen, arbeiten oder verbringen ein Großteil der rund 100.000 Ottakringerinnen und Ottakringer ihre Freizeit in unmittelbarer Nähe zur Thaliastraße.

Diese Voraussetzungen zeigen das Potential, welches in der Thaliastraße steckt. Die Thaliastraße ist Lebens- und Versorgungsader des 16. Bezirks und soll das auch in Zukunft bleiben.

Aus diesem Grund hat Bezirksvorsteher Franz Prokop im Herbst 2019 das Projekt „Thaliastraße NEU“ ins Leben gerufen, um sie zu einer zukunftsfitten Straße zu machen.

Was heißt „fit für die Zukunft“?

Doch was heißt „fit für die Zukunft machen“ genau? Gerade das letzte Jahr – das ganz im Zeichen der Coronakrise stand – hat gezeigt, dass Vorhersagen darüber, was die Zukunft bringen wird, oft schwierig sind. Dennoch ist Bezirksentwicklung genau das: Das Weiterentwickeln des Bezirks um diesen für zukünftige Anforderungen zu rüsten – unter Einbindung von ExpertInnen und BürgerInnen und auf Grundlage gesamtstädtischer Strategien.

Eine solche zukünftige Herausforderung ist jedenfalls der Klimawandel: Es wird in den nächsten 20 Jahren in Wien deutlich wärmer werden. Die Prognosen des Climate Change Center Austria (CCCA) gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Jahres-Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad steigen wird. Auch die Zahl der Hitzetage, die in den vergangenen 10 Jahren schon massiv zugenommen hat, wird sich von gegenwärtig 30 – 40 pro Jahr noch weiter erhöhen.

Besonders deutlich ist die Erwärmung jetzt schon in den dicht bebauten Gebieten Ottakrings zu spüren, also genau in den Grätzln entlang der Thaliastraße. Der geringe Anteil an Grünflächen und die fehlenden Bäume tragen maßgeblich dazu bei, dass sich zum Einen Asphalt und Fassaden stark erwärmen und zum Anderen es kaum Schatten und kühlende Verdunstungsflächen gibt. Eine Einkaufsstraße der Zukunft muss darauf jedenfalls vorbereitet sein.

Bäume, Bäume, Bäume

Das wesentlichste Gestaltungselement der „Thaliastraße NEU“ sind Bäume. Insgesamt werden direkt in der Thaliastraße auf dem Kilometer vom Gürtel bis zur Feßtgasse 71 neue Bäume gepflanzt und 20 weitere Bäume in den Seitengasse – zum Teil in unmittelbarer Nähe zur Thaliastraße. Es wird also zukünftig auf jeder Straßenseite alle 20 – 30 Meter ein Baum Schatten spenden und die gefühlte Temperatur merkbar reduzieren. Damit die Bäume rasch und gut anwachsen, werden sie automatisch bewässert und es wird der Wurzelraum mit einer speziellen Baumerde verfüllt. Diese ist in der Lage Feuchtigkeit besonders gut zu speichern und man spricht deshalb auch vom „Schwammstadtprinzip“. Auch bei der Auswahl der Bäume setzt man auf widerstandfähige und temperaturresistente Sorten wie Schnurbäume.

Zusätzlich zu den Baumpflanzungen sorgen auch noch 23 Nebelstelen und 12 Trinkbrunnen in regelmäßigen Abständen für Abkühlung, nicht nur für Mensch, sondern auch für Hunde. Einzelne Trinkbrunnen werden nämlich mit „Trinknapfen“ ausgestattet sein. Darüber hinaus werden beim Hofferplatz und bei der Wendgasse mittels Wasserspielen „Coole Plätze“ geschaffen, die Kindern an Hitzetagen Spaß und Abkühlung verschaffen werden.

Eine Einfkaufsstrasse für FußgängerInnen

Der für die Baumpflanzungen notwendige Platz verringert natürlich die Zahl der Autoabstellplätze, da Bäume ausschließlich im Bereich der aktuellen Parkspur gepflanzt werden können. Dennoch werden aber auch zukünftig rund 100 Parkplätze inkl. Ladezonen und Taxistandplätze direkt in der Thaliastraße zur Verfügung stehen und auch in den Seitengassen stehen in unmittelbarer Nähe (in max. 75 Metern Entfernung) weitere 500 Parkplätze zur Verfügung.

Dieser Kompromiss trägt der Tatsache Rechnung, dass bereits heute ein Großteil der PassantInnen in der Thaliastraße zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind.

Verkehrszählungen zeigen, dass in der Morgen- und Abendspitze (6-9 bzw. 15-19 Uhr) pro Stunde und Richtung 350 – 450 PKWs die Thaliastraße passieren.

Die 46er Straßenbahn transportiert rund vier- bis fünfmal so viele Personen je Stunde und Richtung, also rund 2.000 Personen.

Bei der Haltestalle Thaliastraße/Brunnengasse steigen täglich rund 4.500 Fahrgäste aus und über 5.000 Fahrgäste ein.

Und bei den FußgeherInnen, die bei Verkehrszählungen nur in Kreuzungsbereichen erfasst werden, sind es vor allem in der Abendspitze bis zu 350 Personen je Richtung am Lerchenfelder Gürtel und bis zu 250 Personen je Richtung auf Höhe der Kirchstetterngasse. Die PassantInnen, die aus der unmittelbaren Umgebung die Thaliastraße frequentieren, sind hier noch nicht erfasst.

Mehr als eine Geschäftsstraße

Wenn von der Thaliastraße als Einkaufsstraße die Rede ist schwingt oft auch eine Portion Nostalgie mit. Vor allem viele ältere Ottakringerinnen und Ottakringer erinnern sich gerne an die „Blütezeit der Thaliastraße“ in den 1970er-Jahren zurück. Historische Aufnahmen zeigen tatsächlich ein idyllisches Bild und was in all diesen Aufnahmen auffällt ist der geringe Anteil an Autos. Während es heute in Ottakring bei rund 100.000 EinwohnerInnen 32.000 PKWs gibt, gab es im Jahr 1970 bei rund 110.000 EinwohnerInnen nur rund 17.000 PKWs. Folglich fuhr man auch damals mit den Öffis auf die Thaliastraße oder ging zu Fuß, anstatt wie heute vielleicht mit dem Auto in eines der Shoppingcenter am Stadtrand.

Mehr Platz zum Einkaufen, Flanieren und Tratschen

Auch heute ist ein Großteil der Einkaufenden zu Fuß in der Thaliastraße unterwegs. Das zeigt die aktuelle PassantInnenzählung Wirtschaftskammer Wien (WKW) aus dem Jahr 2020. An Donnerstagen sind rund 6.000 PassantInnen und an Samstagen rund 5.000 PassantInnen in der Thaliastraße unterwegs. Weiter zeigen die Ergebnisse einer – zugegebenermaßen nicht mehr ganz aktuellen PassantInnenbefragung aus dem Jahr 2008 – auch, dass 75 Prozent der PassantInnen aus Ottakring sind, 60 Prozent kommen zu Fuß, weitere 34 Prozentmit den öffentlichen Verkehrsmitteln und nur knapp über 3 Prozent kommen mit dem PKW.

Das Auto war und ist folglich nicht das bevorzugte Verkehrsmittel der Menschen, die in der Thaliastraße ihre Einkäufe erledigen, und folglich wurde bei der Gestaltung der Fokus auch auf die Bedürfnisse der PassantInnen gelegt, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis kommen.

Alles auf einer Ebene

Eine Besonderheit der Neugestaltung wird die niveaugleiche Ausführung von Gehsteig, Parkspur und Fahrbahn sein. Das heißt es wird keine klassischen Randsteine mit 10 – 15 Zentimeter Höhe mehr geben, sondern zwischen Fahrbahn und Gehsteig bzw. Parkspur wird nur noch ein 3 Zentimeter hoher Absatz sein. Das ist zum einen gut für die Barrierefreiheit und es macht die Thaliastraße langfristig flexibel.

Man kennt solche niveaugleichen Ausführungen bereits aus der Mariahilfer Straße oder der Neubaugasse, also aus Begegnungszonen. In der Thaliastraße wird aber erstmals eine klassische Straße entsprechend gestaltet. Das hat den Vorteil, dass zukünftig ohne bauliche Maßnahmen auch andere Verkehrslösungen möglich sind. Denn auch wenn in einem ersten Schritt eine Begegnungszone aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht möglich ist, so wird dennoch baulich alles entsprechend vorbereitet. Je nachdem, wie sich der PKW-Verkehr in Zukunft entwickelt, kann rasch auf neue Anforderungen reagiert werden. Auch temporäre Lösungen, wie zum Beispiel eine Fußgängerzone an den langen Einkaufssamstagen vor Weihnachten, sind damit einfacher möglich.

Multifunktionalität

Die niveaugleiche Gestaltung und die beweglichen Sitzelemente aus Betonfertigteilen machen die Thaliastraße multifunktional und anpassbar. Zwar können die Sitzelemente aufgrund ihres Gewichtes nicht „händisch“ verstellt werden, aber mittels „Hubwagerl“ oder Gabelstapler, können je nach Anforderung neue Aufenthaltsbereiche geschaffen oder bestehende Bereiche verändert werden. Das heißt, es ist sichergestellt, dass wenn sich die Nutzungen in der Straße ändern, z.B. ein Geschäft schließt und stattdessen ein Restaurant eröffnet, auch ein Schanigarten anstatt eines Aufenthaltsbereichs möglich ist, oder vice versa.

Da wie bereits zu Beginn erwähnt die zukünftigen Entwicklungen nur bedingt vorhergesagt werden können und insbesondere was den Handel betrifft, die Auswirkungen der Coronakrise und des Online-Handels noch nicht absehbar sind, wird bei der Gestaltung der Thaliastraße großes Augenmerk auf Nutzungsoffenheit gelegt. Die Thaliastraße ist nämlich seit über 100 Jahren mehr als nur eine Straße – also eine Verkehrsverbindung vom Wilhelminenberg ins Zentrum. Sie ist eine Nahversorgungsinfrastruktur für die Ottakringerinnen und Ottakringer für Dinge, Dienstleistungen und Aktivitäten des täglichen Bedarfs: Für Waren aller Art, für Lebensmittel, für soziale Kontakte, für den schnellen Imbiss zwischendurch, für Dienstleistungen aller Art, für Amtswege, für Aus- und Weiterbildung und vieles mehr.

BürgerInnen haben bestimmt

Beim BürgerInnenbeteiligungsverfahren, das von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung von März bis November 2020 durchgeführt wurde beteiligten sich über 3.000 Personen. Sie nahmen sich Zeit Anregungen zu schicken, füllten Fragebögen aus oder nahmen während des ersten Lockdowns an Online-Veranstaltungen teil. Zusätzlich wurden durch die Geschäftsleute von der Wirtschaftskammer Wien (WKW) angeschrieben und zu ihren Wünschen befragt. Diese Hohe Beteiligung zeigt, dass die Thaliastraße den Ottakringerinnen und Ottakringern am Herzen liegt, und in Summe zeigen die Ergebnisse sehr deutlich, dass Verkehrsberuhigung, mehr Verkehrssicherheit, mehr Bäume und mehr Platz zum Verweilen von einem Großteil der Anrainerinnen und Anrainer gewünscht werden. Wünsche, die im vorliegenden Gestaltungsentwurf allesamt berücksichtigt wurden.

150 Jahre Thaliastraße

Heuer wird unsere Thaliastraße 150 Jahre alt. Die Thaliastraße hat ihren Ursprung nämlich in der Erweiterung des Vorortes Neulerchenfeld ab dem Jahr 1872. Davor war nämlich die Neulerchenfelder Straße, die damals noch Mittlere Gasse hieß, die Hauptstraße des ehemaligen Vorortes. Im Bereich der heutigen Thaliastraße floss noch der Ottakringer Bach, aber es gab schon das namensgebende Thaliatheater.

Thaliastraße - 2. Abschnitt

Und auch 2022 ging es mit dem 2. Abschnitt (zwischen Feßtgasse und U3 Ottakring) weiter. Der gesamte Querschnitt der Thaliastraße wird auch in der zweiten Etappe analog zum ersten Bauabschnitt gestaltet.

  • Die Volksschule Grubergasse erhält einen attraktiven Vorplatz mit neuen Baumpflanzungen, Spielflächen, Bügeln für Fahrräder und Scooter sowie Sitzbänke und ein Wasserspiel. Die geschwungene Führung der Fahrbahn trägt zur Geschwindigkeitsreduktion bei und führt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Die großzügigen neuen Aufenthaltsflächen ermöglichen auch für die beiden Ecklokale zur Thaliastraße die Aufstellung von Schanigärten.
  • Mit vergrößerten Baumscheiben für die bestehenden Bäume, zwei neuen Bäumen, Sitzbänken und einem Wasserspiel wird die Aufenthaltsqualität in der Weinheimergasse, die im Zuge der Umgestaltung auch zur Sackgasse wird, ebenfalls aufgewertet.
  • Mit Miniparks wird auch die Aufenthaltsqualität in der Kreitnergasse, der Lambertgasse und der Pfenninggeldgasse im Kreuzungsbereich mit der Thaliastraße erhöht. Die 3 Seitengasse werden zu Sackgassen und bieten künftig mit neuen Bäumen, Sitzmöglichkeiten im konsumfreien Raum und Wasserelementen sowohl Abkühlung in der warmen Jahreszeit als auch Platz zum Verweilen.
  • Die optimierte Gestaltung der Haltestellen der Straßenbahnlinie 46 sorgt für mehr Raum in den Wartebereichen und mehr Sicherheit für die Fahrgäste. An den neuen Randhaltestellen steigen die Fahrgäste direkt vom Gehsteig ein und aus und müssen nicht mehr die Fahrbahn überqueren. Im Bereich der U3-Station Ottakring wird die Straßenbahnhaltestelle verlegt. Dadurch werden kürzere direkte Wege zum Umsteigen in die U3 und die S45 ermöglicht.
  • Alle an die Thaliastraße angrenzenden Seitengassen werden für das Radfahren gegen die Einbahn geöffnet. Nur in der Wichtelgasse ist das aufgrund des Straßenquerschnitts nicht möglich.

Fertiggestellt wird der 2. Abschnitt der Thaliastraße voraussichtlich und je nach Witterung, bis Ende des Jahres 2022.

Meine Story

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